Der taz FUTURZWEI-Fragebogen: Was zählt wirklich?

Die Münchner Verlegerin Antje Kunstmann beantwortet für uns die richtig wichtigen Fragen.

Bild: Jörg Koopmann

Antje Kunstmann, 68, ist Verlegerin und lebt in München. Von 1968 geprägt, führte sie ihren ersten Verlag vom WG-Küchentisch aus und verlegte feministische Literatur. Seit 1990 leitet sie den Verlag Antje Kunstmann.

Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Ökodiktator?

Die Diktatur abzuschaffen.

Was würden Sie in die Luft sprengen?

Nichts. Wie hat Robert Gernhardt es so schön gesagt: »Dich will ich loben Hässliches, Du hast so was Verlässliches!«

Ihre Einstellung zu Fleisch?

Esse ich, aber nicht oft und wenn, dann Bio.

Schönheitsoperationen?

Lehne ich ab, aber wenn sich jemand was auch immer davon verspricht, kann man nur die Daumen halten, dass alles gut geht.

In welcher Hinsicht fürchten Sie, wie Ihre Eltern zu werden?

In keiner Hinsicht. Wenn man älter wird, stellt man sowieso manche Verhaltensweisen an sich fest, die einem von den Eltern unheimlich bekannt sind.

Wo hoffen Sie noch darauf, wie Ihre Eltern zu werden?

Ebenfalls in keiner Hinsicht. Ich habe ja viel von ihnen mitgekriegt.

Was putzen Sie selbst?

Meine Zähne.

Wie viel Benzin verbraucht Ihr Auto auf 100 Kilometer?

Ich habe seit Kurzem einen Hybrid, was der an Benzin verbraucht, weiß ich noch nicht. Aber ich wusste das auch nicht bei den Autos vorher und bin voll darauf reingefallen, dass ein Diesel umweltfreundlicher ist.

Produzieren Sie Ihren Strom selbst?

Nein, wir haben eine Solaranlage auf dem Haus prüfen lassen, hat sich aber leider als nicht machbar herausgestellt.

Welchen gedruckten Journalismus lesen Sie – und warum?

Täglich die SZ, die FAZ, die taz, als Wochenzeitungen die ZEIT und den Spiegel und die Literarische Welt. Weil ich gerne gründlich informiert bin.

Liken Sie, wenn ja, was?

Ich like nichts.

Hätten Sie gerne Öko-Sex?

Die taz-Kolumne war genug befriedigend.

In welcher entscheidenden Frage haben Sie Ihre Position geändert?

Welche Frage ist entscheidend? Ich ändere meine Position, wenn ich eine bessere Einsicht gewinne.

Was planen Sie gerade, was Ihnen wirklich wichtig ist?

Die Veröffentlichung des gesamten Protokolls des NSU-Prozesses, über Jahre aufgezeichnet von Annette Ramelsberger, Rainer Stadler und Tanjev Schultz.

Bei welcher Wahl haben Sie zuletzt eine Flasche Sekt aufgemacht?

Als Edmund Stoiber voreilig ein Glas Champagner aufgemacht hat.

Was ist an Ihnen deutsch?

Meine Staatsbürgerschaft.

Worin drückt sich Ihr Europäertum aus?

In den Büchern, die bei uns erscheinen.

Wenn das Universum unendlich ist, kann es nicht von außerhalb des Universums geschaffen worden sein. Von innerhalb aber auch nicht. Was bedeutet das?

Dass die Unendlichkeit eine Annahme ist, die Frage sich so also nicht stellt.

Worum geht es im Leben eigentlich?

Um Sinn – im weitesten Sinne.

Wessen Ansichten halten Sie für zukunftsweisend?

Die von Yanis Varoufakis und der Bewegung DiEM25.

Was ist und wo zeigt sich Ihre Haltung?

Im undogmatischen Umgang mit gesellschaftlichen Problemen, in Zugewandtheit zu den Menschen, mit denen ich zu tun habe.

Was ist an Ihnen radikal?

Nichts.

Welchen klugen Satz haben Sie sich zuletzt gemerkt?

»Ich bin nicht immer meiner Meinung.« (Paul Valéry)

Warum haben Weltretter keinen Humor?

Weil sie dogmatisch sind.

Ist der Kapitalismus schuld an allem?

Nein, aber an vielem.

Wann sind Sie glücklich?

Wenn ich einfach nur in die Luft schauen kann.

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