Borussia Dortmund wirft den Trainer raus: Schwarz-gelbe Peter

Der BVB trennt sich von Peter Bosz. Der Trainer war nur sechs Monate im Verein. Sein Nachfolger wird der Österreicher Peter Stöger.

ein Mann läschelt, im Hintergrund das BVB-Logo

Borussia Dortmunds neuer Trainer Peter Stöger freut sich auf seine Zeit bei Borussia Dortmund Foto: ap

DORTMUND taz | Die kurze Zeit, in der Peter Bosz Borussia Dortmund trainierte, lässt sich in zwei Phasen einteilen. In der ersten holte die Mannschaft 19 Punkte aus sieben Spielen in der Bundesliga, die Fans sangen von der Meisterschaft. In der zweiten Phase, einer des sportlichen Niedergangs in Raketengeschwindigkeit, waren es drei Punkte aus acht Spielen. Nur der 1. FC Köln, der abgeschlagen den letzten Platz belegt, war in dieser zweiten Phase noch schlechter.

Peter Stöger, der ebenjenen 1. FC Köln bis zum vergangenen Sonntag trainierte, wurde gestern als neuer Trainer bei Borussia Dortmund vorgestellt. Der Fußball schreibt die merkwürdigsten Geschichten.

Am Samstagabend, nach einer erbärmlichen Leistung bei der 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen, erhielt Stöger, so erzählten es die Protagonisten auf der entscheidenden Pressekonferenz am Sonntagmorgen, einen Anruf von Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte dem Niederländer Bosz nach nur fünf Monaten Zusammenarbeit „in einem sehr emotionalen Gespräch“ die Freistellung erläutert.

„Ich habe ihm schon gesagt, dass ich derjenige bin, der mit dem 1. FC Köln bislang nur drei Punkte geholt hat“, berichtete Stöger. Watzke schmunzelte. Er und Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc werteten die bisherige Saison der Kölner als Streichergebnis. Sie bewerteten die vier Jahre Stögers zuvor.

Probleme im Binnenverhältnis

Zorc hob zwei Eigenschaften des Österreichers hervor, den sie im Sommer schon einmal zu einem Sondierungsgespräch getroffen hatten: „Peter hat gezeigt, dass er einer Mannschaft Stabilität verleihen kann. Ich glaube, diese Stabilität in der Defensive fehlt uns derzeit am meisten.“ Das belegen die zwei Phasen: In der ersten gelangen Dortmunds Gegnern zwei Tore, in der zweiten 21.

Indirekt gab Zorc zu, dass es Probleme im Binnenverhältnis der Mannschaft gibt. Stöger, so der Sportdirektor, habe auch gezeigt, dass er „Risse kitten“ könne. Der neue Trainer will an diesem Punkt ansetzen: „Ich werde mal hören, wo es Probleme gegeben haben könnte.“ Zudem wolle er „mehr Empathie in die Gruppe bringen“. Die häufig leidenschaftslosen Leistungen vieler Spieler in den vergangenen Wochen sind ihm also auch aufgefallen.

Mit der Verpflichtung von Stöger, dem ersten Trainerwechsel während einer laufenden Saison seit mehr als zehn Jahren, geht der BVB einen Paradigmenwechsel ein. Bosz sollte im Geist seiner Vorgänger Klopp und Tuchel attraktiven Fußball spielen lassen. Stöger geht es darum, den Niedergang pragmatisch aufzuhalten. Den kürzlich noch erteilten Auftrag, die direkte Qualifikation für die Champions League und damit mindestens den vierten Tabellenplatz zu schaffen, ist vorerst aufgehoben worden.

Neue Ziele im Winter

„Wir sollten das realistisch angehen und erst mal sehen, dass wir ein paar Punkte holen“, sagte Watzke. Am Dienstag bei Mainz 05 und am Samstag gegen die TSG Hoffenheim stehen noch zwei Bundesligaspiele bis Weihnachten an. Watzke: „In der Wintervorbereitung sagen wir dann wieder etwas zu den Zielen.“

Stögers Vertrag wird nur bis zum 30. Juni gültig sein. „Ich hätte auch 14 Tage genommen. So sind es sechs Monate geworden. Mehr brauche ich momentan nicht“, sagte der Trainer, der Manfred Schmid als seinen Assistenten aus Kölner Zeiten mitbringt. Neu im Trainerstab wird Jörg Heinrich sein, der 1997 mit dem BVB die Champions League gewann.

Störer führte den 1. FC Köln aus der 2. Liga bis in den Europapokal, erstmals nach 25 Jahren, bis es in dieser Saison steil bergab ging. Am Samstagabend waren sich beide Parteien schnell einig. Stöger: „Ich war gerade von Köln aus zu meiner Familie nach Wien geflogen. Dann kam der Anruf von Aki (Watzke). Da bin ich eben wieder hergeflogen.“ Die Zeit habe gereicht, um bei Muttern zu essen: „So eine Möglichkeit wie Dortmund bekommst du einmal im Leben.“

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