Champions League im Frauenfußball: Favorisierte feine Füße

Die deutsche Nationalspielerin Pauline Bremer spielt für Olympique Lyon. Nun möchte sie die Champions League gegen den VfL Wolfsburg gewinnen.

Mehrere Spielerinnen, darunter Pauline Bremer

Pauline Bremer im Einsatz, hier beim Länderspiel Deutschland gegen Kroatien im April 2016 Foto: Imago / Osnapix

REGGIO EMILIA taz | Bloß nicht noch einmal! Gewiss werden die Französinnen alles unternehmen, um dieses Déjà-vu-Erlebnis zu vermeiden. Wieder ist der VfL Wolfsburg Finalgegner. Neun Spielerinnen von Olympique Lyon werden wieder dabei sein, die bereits vor drei Jahren auf dem Platz standen, als man den Deutschen im Champions-League-Endspiel mit 0:1 unterlegen war.

Die Französinnen sind favorisiert. Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann, der mit seinem Klub die Champions League in den letzten drei Jahren zweimal gewann, erklärte dieser Tage, Lyon sei „das Maß aller Dinge“. Er wiederum scheint an einem Déjà-vu-Erlebnis sehr interessiert zu sein.

Und doch hat sich so manches geändert vorm deutsch-französischen Duell in der norditalienischen Kleinstadt Reggio Emilia (Eurosport, 18 Uhr). Seit dieser Saison etwa spielt die deutsche Nationalspielerin Pauline Bremer in Lyon mit. Die 20-Jährige berichtet, dass die Abwehrspielerinnen im Team sich schon sehr für ihren Erfahrungsschatz als Bundesligaspielerin von Turbine Potsdam interessieren. „Sie fragen mich nach den Stärken und Besonderheiten der Wolfsburger Offensivspielerinnen.“

Man könnte das für selbstverständlich halten. Doch Kellermann plauderte gerade aus, seine Spielerinnen Lara Dickenmann und Élise Bussaglia, die mittlerweile von Lyon nach Wolfsburg gewechselt sind, hätten ihm gestanden, man habe sich vor drei Jahren mit den Deutschen gar nicht genauer befasst.

7:0 gegen Paris St. Germain

Nachdem das französische Team die letzten beiden Jahre jeweils schon im Achtelfinale ausgeschieden ist, ist das Gegnerstudium zur Pflicht geworden. „Und durch die beiden international weniger erfolgreichen Jahre sind nun die Erwartungen sehr groß“, berichtet Bremer.

Den nationalen Meistertitel hat man einfach schon zu oft gewonnen, als dass ihm noch sonderliches Gewicht zugemessen würde. Vor wenigen Wochen hat man zum zehnten Mal hintereinander die Meisterfeier ausgerichtet, und Pokalsieger ist man auch wieder geworden. Nur mit einem Champions-League-Titel kann diese Saison in besonderer Erinnerung bleiben.

Vor wenigen Wochen hat Olympique zum zehnten Mal hinter­einander die Meisterfeier ausgerichtet

Für Lyon könnte es zu einem Problem werden, dass man diese Spielzeit bislang kaum gefordert war. „Die deutsche Liga ist sicherlich attraktiver, weil die Leistungsdichte größer ist“, sagt Bremer. Lediglich Paris St. Germain kann dem Serienmeister Paroli bieten. Im Champions-League-Halbfinale war aber davon nichts zu sehen. Olympique Lyon unterstrich beim 7:0-Erfolg im französischen Duell seine Vormachtstellung.

Gute Rahmenbedingungen in Lyon

Erstmals trat man an der Heimstätte des Männerteams an – im neu gebauten EM-Stadion vor 22.000 Zuschauern. „Wie im Rausch haben wir gespielt“, erzählt Bremer. Es habe alles geklappt. Besonders angetan ist sie von den Rahmenbedingungen in Lyon. Die Frauenabteilung genießt innerhalb des Klubs eine große Anerkennung.

Die Nutzung der Infrastruktur des Männerprofiteams ist eine Selbstverständlichkeit. Und der mächtige Vereinspatron Jean Michel Aulas ist auch gern dabei, wenn das Frauenteam prominente Verstärkungen präsentieren kann, so wie kürzlich bei der Vorstellung der deutschen Nationalspielerin Dzenifer Marozsán, die im Sommer zu Olympique wechselt. „Der Präsident legt großen Wert auf den Frauenfußball“, sagt Pauline Bremer.

Der mangelnde Wettbewerb in der Liga wird für die U20-Weltmeisterin durch das herausfordernde Training aufgewogen. Bremer: „Das Training hier ist auf unglaublich hohem Niveau. Das Spieltempo und die Passgenauigkeit sind extrem hoch.“ Im Kreise der feinfüßigen französischen Nationalspielerinnen wie Louisa Necib, Camille Abily oder Eugénie Le Sommer hat sich auch Bremer technisch verbessert, wie Bundestrainerin Silvia Neid kürzlich feststellte.

Stürmerin als rechte Außenverteidigerin

Pauline Bremer bereut den frühen Wechsel ins Ausland nicht: „Hier kann ich mich am besten weiterentwickeln.“ Ihr gefällt es gut in Lyon. Ihren Vertrag hat sie vorzeitig bis 2018 verlängert.

Umgekehrt bereichert die Deutsche das jahrelang eingespielte Ensemble von Lyon um eine andere Note. Trainer Gérard Precheur hat die gelernte Stürmerin zur rechten Außenverteidigerin umgeschult. Nachdem sie anfangs von Verletzungspech verfolgt war, kann sie sich mittlerweile auf dieser Position immer wieder gewinnbringend durch ihre Schnelligkeit und ihren großen Einsatzwillen in Szene setzen.

Das sind Eigenschaften, die heute in Reggio Emilia im Stadion Città del Tricolore gefragt sein dürften. Pauline Bremer will die Favoritenrolle aber nicht annehmen. Sie sagt: „Das wird ein sehr enges Spiel auf sehr hohem Niveau.“

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