Neue Studie zu synthetischen Kraftstoffen: Freie Fahrt voraus mit Fischer-Tropsch

Die Mineralölindustrie hält „grüne Moleküle“ für die Zukunft – und fordert politische Unterstützung. Nicht alle teilen diesen Enthusiasmus.

Kraftstoff läuft aus einer Zapfpistole, die von einer Hand gehalten wird

Kritiker befürchten, Hersteller müssten Autos wegen synthetischer Kraftstoffe nicht effizienter machen Foto: dpa

BERLIN taz | Die deutsche Mineralölwirtschaft hält synthetische Kraftstoffe für einen wichtigen Baustein der Energiewende und fordert von der Bundesregierung politische Unterstützung bei ihrer Markteinführung. Das ist die zentrale Botschaft einer Studie der Beratungsagentur Prognos, die die Verbände der Ölindustrie am Donnerstag in Berlin vorgestellt haben.

Synthetische Kraftstoffe werden aus Wasserstoff und Kohlenstoff unter hohem Energieeinsatz nach dem sogenannten Fischer-Tropsch-Verfahren hergestellt. Dabei entstehen Öl oder Gas, die Erdöl- und Erdgas ähnlich sind. In einem im Jahr 2050 weitgehend klimaneutralen Verkehrssektor sollen die synthetischen die fossilen Kraftstoffe laut Studie ersetzen. Sie entwirft ein Szenario, in dem in wind- und sonnenreichen Ländern wie Marokko oder Kasachstan Anlagen zur Produktion der als PtX bezeichneten Kraftstoffe errichtet werden.

Die Wirtschaftsverbände sehen darin eine Win-win-Situation. Der Verbrennungsmotor bleibe weltweit im Rennen, Deutschland könne im traditionell starken Maschinen- und Anlagenbau Marktanteile sichern, wenn es seinen Technologievorsprung in Sachen PtX bewahre, sagt Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes. Für die potenziellen Anlagenstandorte ergäben sich neue Geschäftsmodelle jenseits der fossilen Energieträger.

Etwas teurer als fossiler Diesel oder Benzin

Die Produktion von PtX werde etwas teurer als die von fossilem Diesel oder Benzin. Insgesamt hält Prognos es aber für billiger, synthetische Kraftstoffe zu nutzen, als den gesamten Verkehr zu elektrifizieren. Vorteil sei, dass bestehende Infrastrukturen genutzt werden könnten und die Notwendigkeit etwa von Oberleitungen auf Autobahnen für einen elektrifizierten Schwerlastverkehr entfielen.

Um nun schnell genug die enormen Mengen an „grünen Molekülen“ herstellen zu können, müsse jetzt gehandelt werden, sagte Adrian Willig vom Hamburger Institut für Wärme und Öltechnik. Die Forderungen der Verbände, um PtX eine Chance auf dem Markt zu geben: Investitionen in Forschung, Steuererleichterungen und die Möglichkeit, Ptx auf die Ziele zur Emissionsminderung der Fahrzeugflotten anzurechnen.

Urs Maier vom Think Tank Agora Verkehrswende sieht dies kritisch: „Wenn die Hersteller ihre CO2-Grenzwerte dadurch erreichen können, dass sie dem Sprit synthetische Kraftstoffe beimischen, sinkt der Druck, Fahrzeuge effizienter zu machen.“

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