Personenführung #104: Jaris Lanzendörfer: Ein kostbarer Schatz

„Ich habe gelernt, nie dem Mainstream zu folgen. Das tat gut!“, sagt Jaris Lanzendörfer über seine Zeit bei der taz. Ein Nerd im liebenswertesten Sinne.

Bild: Isabel Lott

Er war für das Team, das die täglich vier Sonderseiten in der taz zu den Olympischen Sommerspielen von Rio produzierte, ein Schatz. Ein kostbarer, menschlich wie fachlich. Schon im Frühjahr hatte er sich, gerade 16 Jahre alt geworden, für das olympische Team der taz beworben. Er schrieb uns selbst: „Nachdem ich im ersten Praktikum, Anfang 2016, im Ressort tazzwei.Medien einige Erfahrungen sammeln konnte, und ich mich sehr stark für den Sport an sich interessiere, wollte ich in Sachen Rio dabei sein.“

Jaris Lanzendörfer aus Aachen hat diesen seinen Wunsch mit uns in der Tat mit allem erfüllt. Er wusste während der Produktionstage – auf schnelle Nachfrage etwa: Wann ist der oder die in der Vorrunde rausgeflogen – und gegen wen? – buchstäblich alles auf Anhieb. Ein Nerd im liebenswertesten Sinne. Tag für Tag hat er für die Seite-1-Rubrik „Was guckst du?“ Prominente aus allen Sphären des gesellschaftlichen Lebens kontaktiert und um ein Statement gebeten: von Bosse über Jutta Ditfurth bis zu Bibiana ­Beglau.

Unverkrampft und offen

Aber wie war es denn für ihn selbst? „Zuerst einmal: Es gibt eine gewisse Atmosphäre, die ich nicht so aus dem Alltag kenne. Man benutzt das ‚Du‘ statt ‚Sie‘. Ich habe dadurch das Gefühl bekommen, dass ich nicht so ‚verkrampfe‘. Des Weiteren habe ich während des Praktikums die Offenheit geschätzt. Wenn ich einmal einen Fehler gemacht habe, war das nicht arg. Und wenn ich etwas beitragen konnte, wurde ich nicht einfach ‚zur Kenntnis genommen‘, man hat sich mit meinen Beiträgen auch auseinandergesetzt. Erwähnenswert ist auch, dass sich die Zeitung manchmal vor einen stellt und genau dann jemanden beschützt, wenn andere auf einem rumhacken. Ich habe gelernt, nie dem Mainstream zu folgen. Das tat gut!“

Jaris Lanzendörfers Charme drückt sich auch darin aus, dass er, hatte er ein Sache erledigt, umgehend fragte: „Habt ihr noch eine Aufgabe für mich?“ Hatten wir meistens.

Wir bleiben in Kontakt. Man wird ihn noch oft lesen, in der taz. Spätestens zur Frauen-Fußball-EM 2017, zur Männer-Fußball-WM 2018 oder in vier Jahren, wenn die Sommerspiele in Tokio stattfinden werden. Er war nicht nur ein Maskottchen unserer olympischen Tage. Er war Kollege und wird es bleiben.

JAN FEDDERSEN, Redakteur für besondere Aufgaben