Werbekampagne der BVG: Wenn’s trotzdem Spaß macht

Der neue Spot der Verkehrsbetriebe lässt kein gutes Haar am Service des Unternehmens. Manipulative Selbstironie, klar, aber irgendwie lustig.

Eichhörnchen „Clemens“ entscheidet über Wohl und Wehe der Busfahrgäste Foto: BVG (Screenshot: taz)

Kommt ein Fahrgast zur BVG und fragt, warum die Abo-Monatskarte so teuer ist. Sagt der BVG-Mann: Weil es ganz schön ins Geld geht, so richtig schlechten Service zu bieten. Das ist die Pointe des am Montag veröffentlichten neuen BVG-Spots, und man muss sagen: Wenn der ab sofort im Kino laufen wird, dürfte es ein paar verdiente Lacher geben. So unlustig ist der nicht.

Die Sache geht dann nämlich so weiter: Der BVG-Mann setzt ein zerknautscht-süffisantes Bill-Murray-Gesicht auf, drückt den Geheimknopf unter der Kaffeetasse im BVG-Sitzbezugmuster und führt den potenziellen Neukunden durch ein Labor im Stil von James Bonds „Q“. Da bestimmt ein dressiertes Eichhörnchen, welche Buslinie mit wie viel Verspätung fährt, im Akustikstudio wird getestet, welche Mundfüllung die Ansagen vom Band am unverständlichsten macht (Schokoküsse), und in einem weiteren Versuchsaufbau lernen Busfahrer, den KundInnen die Tür exakt vor der Nase zu schließen.

Beim Ansehen formen sich in unserem Hinterkopf unweigerlich zwei komplementäre Gedanken: 1. „Haha, also SO schlecht ist der Service ja auch wieder nicht“, und 2. „Schon mutig, wie die sich über ihre eigenen Schwächen lustig machen“. Womit das Ziel der Werber erreicht wäre.

Die Werber, das sind die Ironieexperten von der preisgekrönten Berliner Agentur Grüner und Deutscher (GUD). Für ihren BVG-Job unter dem Motto „Weil wir dich lieben“, der schon mit dem „Is mir egal“-Clip und ziemlich pointierten Fotowitzen in den Social Media punktete, loben sie sich auf ihrer Website wie folgt:

„Der erwartet harte Aufschlag mit dem „Bashtag“ #weilwirdichlieben verschaffte einen hohen Bekanntheitsgrad für die Marke BVG. Entwaffnender Humor, charmante Selbstironie und außergewöhnliche Motivwelten sorgten binnen kürzester Zeit für einen Turnaround sowie steigende Imagewerte.“

Wenn man das liest, erkennt man das Ganze natürlich wieder als hochgradig manipulativ, und im Übrigen ist es frech zu suggerieren, der anfängliche Shitstorm sei geplant gewesen. In Wirklichkeit ward die amüsante Selbstgeißelung aus der Not geboren und kam erst zum Tragen, als sich die BVG vom anfänglichen Ideengeber, der Agentur mamapapacola, trennte.

Aber gute Werbung ist, wenn’s trotzdem irgendwie Spaß macht. Vielleicht finden das ja auch die vielen Busfahrer, die einen für gewöhnlich mit versteinerter Miene empfangen, und grinsen beim nächsten Mal verschämt. Oder der U-Bahn-Chauffeur macht tatsächlich mal eine Durchsage, warum die Bahn gerade stecken geblieben ist. Zum Dank würden wir ihm sogar eine extragroße Schachtel Schokoküsse spendieren.

Update 28.09.: Für den Clip selbst zeichnet nicht Grüner und Deutscher (GUD) verantwortlich, sondern die Hamburger Groß-Agentur Jung von Matt. GUD betreut allerdings die BVG-Kampagne global.

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