Pro-Israel-Demonstrationen: Uns doch egal

Die Solibekundungen der Deutschen für Israel sind im Vergleich zum Ukrainekrieg dürftig. Die eigentliche Prüfung steht noch bevor.

Eine Demo für Israel am Brandenburger Tor

Sieht nach viel aus, war aber nicht so: Pro-Israel-Demo am Brandenburger Tor am 8. Oktober Foto: Fabian Sommer / dpa

Mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt, haben deutsche Politiker ihre Solidarität mit Israel erklärt. Es scheint, als stünde ein ganzes Land auf Seiten der angegriffenen Jüdinnen und Juden. Aber dies scheint nur so.

Denn all die Beteuerungen aus der Politik stoßen in der Bevölkerung auf nur wenig Resonanz. Die größte deutsche Demonstration für Israel zählte 2.000 Teilnehmer. Selbst das wurde schon als Erfolg gewertet. Eine Versammlung von gerade einmal 350 Menschen, die sich in Solidarität mit deutschen Juden vor einer Synagoge versammelt hatten, schaffte es bis in die Hauptnachrichtensendungen. Zur Erinnerung: Als Russland 2022 die Ukraine mit einem Krieg überzog, waren es Hunderttausende, die aus Protest auf die Straße gingen. Aber da fürchteten viele Deutsche auch, dass ihnen eine Atombombe auf den Kopf fallen könnte.

Demonstriert haben in diesen Tagen auch Palästinenser. Der Verdacht liegt nahe, dass einige unter ihnen damit ihre Unterstützung für die terroristische Hamas zum Ausdruck bringen wollten. Auch diese Proteste zogen nur sehr wenig Publikum an. Schon gar nicht beteiligte sich eine relevante Zahl Deutschstämmiger an diesen landsmannschaftlichen Veranstaltungen, auch keine so genannten Linken. Das war in der Vergangenheit schon mal anders und lässt ein wenig hoffen.

Es scheint, bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, als ginge der Krieg um Israel den in Deutschland lebenden Menschen egal welcher Couleur am Arsch vorbei. Unangefochten auf Platz eins der Beliebtheitsskala hiesiger Probleme bleibt die Migration unerwünschter Asylsuchender.

Dabei steht der eigentliche Lackmustest zur Solidarität mit Israel noch bevor: Wenn die Armee in Gaza einmarschiert, um dem Terror ein Ende zu bereiten. Die Absetzbewegungen, die Relativierungen, die Forderungen nach Verhältnismäßigkeit, sie sind so erwartbar wie die Kugeln der Hamas gegen Juden.

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Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024

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