Meduza-Auswahl 2. – 8. November: Wagner-Söldner nach Prigoschins Tod

Wagner-Söldner finden kaum Arbeit in Russland. Eine Mehrheit der Russen will das Kriegsende – unter Vorbehalt. Texte aus dem Exil.

Ein Vorschlaghammer auf Grabbesteck

Das Grab des Wagner-Söldners Dmitry Utkin ist mit einem Vorschlaghammer geschmückt Foto: Reuters

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 2. bis zum 8. November 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Hohe Unterstützung für ein Endes des Angriffskrieges

Laut einer Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada würde die Mehrheit der Rus­s*in­nen ein Ende des Angriffkrieges gegen die Ukraine unterstützen, falls der russische Präsident Wladimir Putin das beschlösse. Mehr als die Hälfte der Befragten würde außerdem Friedensgespräche einer Fortsetzung des Krieges vorziehen. Die Mehrheit der Befragten ist aber wiederum nicht damit einverstanden, dass die von Russland besetzten Gebiete an die Ukraine zurückgegeben werden.

Lewada führt diese Umfrage monatlich durch. In diesem Meduza-Beitrag wird sie zusammengefasst (englischer Text). Drei Viertel der Befragten gaben jüngst an, dass sie „das Vorgehen der russischen Streitkräfte in der Ukraine“ unterstützen. 62 Prozent der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren und 82 Prozent der über 55-Jährigen gaben diese Antwort. Allerdings würde fast die Hälfte der Russen die Entscheidung, den Krieg zu beginnen, gerne „rückgängig machen“.

Britische Unternehmen verstoßen gegen Sanktionen

Meduza berichtet (russischer Text) über einen Artikel der Zeitung Financial Times, der sich auf eine Antwort des britischen Finanzministeriums beruft: Seit dem 17. Mai haben 127 britische Unternehmen der britischen Regierung freiwillig gemeldet, dass sie gegen die Sanktionen gegen Russland verstoßen haben.

Den Unternehmen drohen Geldstrafen, Verwarnung oder eine strafrechtliche Verfolgung. Meldet eine britische Firma freiwillig ihre Verstöße, reduzieren die britischen Behörden die Geldstrafe. Das russische Medienportal Vazhni Storii nennt als Beispiel das Unternehmen Future Technology Devices International (FTDI) aus Glasgow, das in einem Jahr elektronische Komponenten, meistens Mikrochips, im Wert von mehr als 280.000 Dollar nach Russland verkauft hat. Meduza schreibt, dass Großbritannien seit 2022 gegen mehr als 1.600 Personen und Unternehmen Sanktionen verhängt hat.

Was machen Wagner-Söldner nach Dienstende?

Zwei Monate sind seit dem Tod von Jewgeni Prigoschin vergangen. Seitdem versuchen Wagner-Söldner einen Job zu finden oder an die Front zurückzukehren. Darüber berichtet das russische Medienportal Verstka, Meduza fasst den Bericht in diesem Text zusammen (russischer Text).

„Die Wagner-Söldner sind jetzt geteilt. Einige sind zum Verteidigungsministerium gegangen, andere zur russischen Nationalgarde“, sagte Dmitry Karavaichik, ein begnadigter Wagner-Kämpfer, in einem Interview. Es gebe aber auch diejenigen, „die nirgendwo hingehen. Sie gehen sozusagen in den Untergrund… und sie bleiben echte „Wagners“. Das Söldnertum ist für sie eine Lebensform“.

Die ehemaligen Kämpfer, die einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium, der Nationalgarde oder der Privatarmee Redut unterzeichnet haben, sind individuell an Kampfeinsätzen in der Ukraine beteiligt.

Entgegen den öffentlichen Erklärungen über den Wunsch, wieder in die Ukraine zurückzukehren, wollen viele begnadigte Wagner-Söldner nach Beendigung ihres Vertrags in der Privatarmee nicht weiter kämpfen und lieber nach Russland zurückkehren. Ihren Angehörigen zufolge können sie jedoch trotz der Begnadigung kaum mit guten Arbeitsplätzen rechnen.

Antisemitische Ausschreitungen in Dagestan

Am 29. Oktober kam es am Flughafen von Machatschkala, in Dagestan, zu antisemitischen Ausschreitungen. Ausgelöst wurden sie von einem Telegram-Kanal (Morning Dagestan). Darüber berichtet Meduza (englischer Text).

Der Kanal wurde ursprünglich vom ehemaligen russischen Staatsduma-Abgeordneten Ilja Ponomarjow ins Leben gerufen, der Russland 2014 verließ und die Ukraine aktiv unterstützt. In diesem Beitrag spricht Meduza mit dem ehemaligen Medienprojektleiter von Ponomarev, Fjodor Klimenko, und fragt: Wer steckt hinter den antisemitischen Beiträgen? Steht Ponomarev nach den Unruhen noch mit dem Kanal in Verbindung?

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