Folgen des Klimawandels: Deutsche Meere heizen sich auf

Nord- und Ostsee sind deutlich wärmer als früher. Das gilt auch für Deutschland insgesamt und die ganze Erde – 2023 war ein Rekordjahr.

Mehrer Personen rennen ins Wasser.

Höhere durchnittliche Wassertemperaturen in der Ostsee, hier beim DLRG-Cup 2023 in Warnemünde Foto: imago

BERLIN taz | Die Temperaturen auf dem Planeten steigen durch die Treibhausgase der Menschen – und Deutschland und seine Meere sind keine Ausnahme. Die Nordsee hat 2023 ihr drittwärmstes Jahr erlebt, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gerade mitgeteilt hat.

Im September war das Meer sogar so warm wie nie zuvor seit Messbeginn 1969. Die Temperaturen an der Wasseroberfläche lagen mit durchschnittlich 11,1 Grad etwa 0,6 Grad über dem langjährigen Mittel. Noch wärmer war es nur 2022 und 2014.

Die Ostsee heizt sich noch schneller auf: Sie war im vergangenen Jahr durchschnittlich 9,2 Grad warm – mehr als 0,7 Grad über dem langjährigen Mittel. So handelt es sich um das siebtwärmste Jahr seit dem Beginn der Datenreihe in 1990.

Die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie analysieren die Temperaturen von Nord- und Ostsee wöchentlich. Dafür nutzen sie Satellitendaten, die sie mit Messungen von Stationen und Schiffen kombinieren.

An Land war es 2023 sogar so heiß wie noch nie zuvor seit Messbeginn 1881. Das Temperaturmittel lag laut dem Deutschen Wetterdienst bei 10,6 Grad und damit um 2,4 Grad über dem Wert der international gültigen Vergleichsperiode 1961 bis 1990. „Der Klimawandel geht ungebremst weiter“, so Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim Wetterdienst. „Wir müssen intensiv in Klimaschutz einsteigen und uns an Schäden durch Wetterextreme anpassen.“

2023 weltweit heißestes Jahr

Deutschland hat 2023 zwar deutlich weniger Kohlendioxid ausgestoßen als im Vorjahr. Das lag allerdings zu einem großen Teil an der Wirtschaftsflaute, nicht nur an nachhaltiger Klimapolitik, wie der Thinktank Agora Energiewende analysiert hat.

Die Temperaturen erreichten im vergangenen Jahr auf der gesamten Erde einen neuen Rekord, lagen laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus im Durchschnitt bei 14,98 Grad. Damit überschritten sie das typische Niveau vor Industrialisierung um 1,48 Grad.

Neben dem Klimawandel, den der Mensch durch die Treibhausgas-Emissionen ausgelöst hat, spielen auch natürliche Faktoren eine Rolle. Dazu gehört zum Beispiel das Klimaphänomen El Niño, das globale höhere Temperaturen mit sich bringt und sich alle paar Jahre mit seinem kühlenden Gegenstück La Niña abwechselt.

Die 1,5-Grad-Grenze scheint damit gefährlich nah. Schon Anfang 2024 könnten zwölf zusammenhängende Monate im Schnitt darüber liegen, warnt Copernicus. Das bedeute aber noch nicht den dauerhaften Eintritt in eine Welt mit mehr als 1,5 Grad Erderhitzung.

„Die Wetterextreme, die wir beobachtet haben, bezeugen dramatisch, wie weit wir mittlerweile von dem Klima entfernt sind, in dem unsere Zivilisation sich entwickelt hat“, sagte Copernicus-Chef Carlo Buontempo. „Wenn wir unser Klimarisiko-Portfolio erdolgreich verwalten wollen, müssen wir unsere Wirtschaft dringend dekarbonisieren und gleichzeitig Klimadaten und -wissen nutzen, um uns auf die Zukunft vorzubereiten.“

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