Demonstrationen gegen Faschismus: Frankfurt bleibt stabil

Im „Herzen von Europa“ hat die AfD keine Lobby: 35.000 Menschen auf dem Frankfurter Römerberg erteilen den Rechten eine klare Absage.

Menschenmenge auf dem restlos gefüllten Römerberg in Frankfurt

Zahlreiche Menschen haben sich unter dem Motto „Demokratie verteidigen“ auf dem Römerberg versammelt, um gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren Foto: Andreas Arnold/dpa

FRANKFURT A.M. taz | Der Frankfurter Römerberg ist so voll, als hätte die „Eintracht“ einen Pokal gewonnen oder als gelte es, Fußballweltmeister zu feiern. Von der Fassade der alten Nikolaikirche hängt ein Banner: „Unterdrückt nicht die Fremden, die in Eurem Land leben“, ein Bibelzitat aus dem ersten Buch Moses. Vom Römer wehen die Fahnen von Stadt und Land sowie die von Israel und der Ukraine. „Demokratie verteidigen – Frankfurt gegen AfD und Rechtsruck!“, das ist das Motto der Kundgebung, zu der die Klimaschützer vom Koala-Kollektiv und, in einem Bündnis, 80 weitere Initiativen, Organisationen und Parteien aufgerufen haben.

Ein Junge hat ein selbstgemaltes Schild mitgebracht. „Wir sind alle anders“, plädiert er für Vielfalt und Toleranz. Andere zielen direkt auf Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. „EkelhAfD“ hat ein älterer Mann auf einen Pappkarton geschrieben, „Es ist 5 vor 33“ spielt ein anderes Schild auf den Beginn der NS-Diktatur an. „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“ diese Warnung hält seine Nachbarin hoch.

So sieht es auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef, SPD, der erste Redner: „Wer jetzt die Augen schließt, kann später nicht sagen, wir haben nichts gewusst!“ ruft er und bekommt tosenden Beifall.

Mit ihm sind seine AmtsvorgängerInnen Petra Roth, CDU, und Andreas von Schoeler, SPD, auf die Bühne gekommen. Die Demonstration nennt Josef ein starkes Zeichen, das ihn stolz und dankbar mache.

Die durch die Correctiv-Recherchen aufgedeckten Pläne bezeichnet der Frankfurter OB als „geplante Verbrechen“. Dagegen müssten alle vorgehen, „auch die Justiz!“, ruft er, staatsanwaltliche Ermittlungen fordernd.

„Es sind wir alle, die von den Plänen der Menschenfeinde bedroht werden“, so Josef, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie aus Syrien flüchten musste. „Wir stehen als Demokraten zusammen, egal wo ihr herkommt, egal, an wen ihr glaubt und wen ihr liebt!“, versichert Josef und fügt hinzu: „Wir vertreiben keine Menschen, wir heißen sie willkommen in dieser Stadt!“

Wie mehrere andere RednerInnen kritisiert in diesem Zusammenhang Yasmin Alinaghi, Geschäftsführerin des paritätischen Wohlfahrtsverbands in Hessen, die Abschottungspolitik der Bundesregierung und der neuen schwarz-roten Landesregierung in Hessen. „Wir brauchen keine Rückführungsinitiativen!“, ruft Alinaghi und warnt: „Unsere Demokratie ist in Gefahr, sie ist an einem Kipppunkt!“

Hadia Haruna-Oelker, Journalistin und aktiv in der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, beklagt die „schleichende Normalisierung der AfD“. Mit den bekanntgewordenen „Deportationsplanungen“ sei die „Strategie der Selbstverharmlosung“ der Rechten am Ende. „Jetzt können wir endlich herausfinden, was wir an Stelle unserer Großeltern getan hätten“, zitiert sie ein Plakat.

„Wir alle sind die Mehrheit und wir schweigen nicht!“, skandiert die bekannte Moderatorin zusammen mit ihrer Mitstreiterin Eleonore Wiedenroth-Coulibaly am Ende ihrer beider Beiträge und Tausende fallen ein. Inzwischen ist auch der Mainkai und der große Platz vor der Paulskirche überfüllt. Großer Jubel brandet auf, als die VeranstalterInnen die Zahl der Menschen nennt, die gekommen sind, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen: 35.000. Techno-Beats der Band OhOhOhs hatten den DemonstrantInnen zu Beginn eingeheizt. Auf dem Heimweg begleitet sie „Disko partizani“ der Gruppe Shantel.

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