Kiffer-Verbotszonen in Berlin: Herr Wegner, wo Bubatz legal?

Auch nach der Legalisierung darf in Berlin fast nirgendwo in der Öffentlichkeit gekifft werden. Aber Berliner drehen eh ihr eigenes Ding.

In eine große Rauchwolke gehüllt sitzen Menschen im Görlitzer Park und rauchen Joints bei einer Protestaktion für legalen Cannabis-Konsum.

Im Görli gibt es ein paar Flecken, wo künftig auch legal gekifft werden kann Foto: Paul Zinken/dpa

Kiffen wird ab dem 1. April legal. Für Dauerkiffer also praktisch schon übermorgen. Kaum noch Zeit bleibt da, um sich jene Karte einzuprägen, in denen der Joint in der Öffentlichkeit künftig auch wirklich erlaubt ist. Denn während mit dem am vergangenen Freitag durch die Ampel-Koalition beschlossenen Cannabis-Gesetz das Mitführen von Weed bis zu einer Menge von 25 Gramm grundsätzlich legal wird, verhindern zahlreiche Einschränkungen, dass das auch wirklich überall geraucht werden darf.

Das Gesetz sieht vor, dass der Konsum in der Nähe von Schulen, Spielplätzen, Kitas und öffentlichen Sportstätten in einem Abstand von 100 Metern verboten bleibt. Auch in Fußgängerzonen darf von 7 bis 20 Uhr nicht gequarzt werden. Für den Kiff im Kaff bedeuten die Regelungen kaum eine Einschränkung, aber in einer hoch verdichteten Stadt wie Berlin sieht das ganz anders aus.

Wie genau zeigt die OpenStreetMaps-Anwendung bubatzkarte.de, wobei Bubatz als Synonym für Joint auf ein Internet-Meme zurückgeht: „Herr Scholz, wann Bubatz legal?“, so die vor allem in sozialen Medien viel gestellte Frage seit der Bundestagswahl 2021. Der Bundeskanzler könnte man meinen, hat geliefert, aber eben doch mit großen Einschränkungen. Ein grober Blick auf die Stadtkarte zeigt: Berlin besteht vor allem aus roten Kreisen, also Abstandszonen um all jene Räume, in denen das Kiffen verboten bleibt.

Ein paar Kiffer-Enklaven bleiben

Innerhalb des S-Bahn-Rings stechen besonders zwei grüne Orte hervor, in denen die Polizei zukünftig nichts mehr zu gängeln hat. Das Tempelhofer Feld und der Tiergarten. Kann man nur hoffen, dass das von den örtlichen Spaßverderbern von CDU und SPD nicht noch zum genommen Anlass wird, auch letzteren bebauen zu wollen. Motto: Dem Drogenkonsum entgegen – Kitas für den Tiergarten. Soweit aber sind wir zum Glück noch nicht.

Und selbst wenn: Es bleiben die Enklaven der ungetrübten Eintrüberei. Ein Zoom auf das Kottbusser Tor etwa zeigt: Zwar überlappen sich die Verbotszonen nahezu flächendeckend, aber eben doch nicht vollständig. Auf der östlichen Seite des Platzes unter dem U-Bahn-Viadukt bleibt eine Fläche von einigen Quadratmetern frei. Man ahnt bereits wie Po­li­zis­t:in­nen Jagd auf Kif­fe­r:in­nen machen, die sich dann mit letzter Kraft in den Safe Space retten. Oder einfach von vornherein aufgeben.

Grundsätzlich aber gilt, innerhalb von wenigen Minuten kann jede und jeder seinen Legal-Spot erreichen. Vermutlich aber wird das gar nicht nötig sein. Denn die alte Berlin-Regel besagt: Verbote sind gut für Verbotsliebhaber. Alle anderen drehen einfach ihr eigenes Ding.

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Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".

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