Queere Sichtbarkeit: Auf einen Snack mit Fightmaster

Schauspiel, Komödientheater, Writers’ Room: Fightmasters Talente sind vielfältig. Doch nicht nur das, Fightmaster weiß auch Hass mit Würde zu begegnen.

Foto von E.R. Fightmaster.

E.R. Fightmaster Foto: Zuma Press/imago

Wenn mich ein Foto queer gemacht hat, dann das Coverbild auf Patti Smiths Album „Horses“, geschossen von Robert Mapplethorpe. Heute wäre es das Cover von E. R. Fightmasters EP „Violence“, die letzten Herbst erschien.


Zwischen den zwei Platten liegen fast 50 Jahre, doch was die Cover gemeinsam haben, ist die Körperhaltung. Dass man bei Fightmasters Bild nur die Beine und den Hosenansatz sieht, reicht schon. Purer Swag. 


Frei nach Prince hat Fightmaster die Instrumente auf „Violence“ alle selbst eingespielt – außer das Schlagzeug. Drums lernt Fightmaster aber inzwischen auch schon. Will ich live sehen. 


Mir reicht ja schon der Name. In einem Interview bestätigte Fightmaster, dass „Fightmaster“ tatsächlich ein Nachname ist, was die Sache nur noch geiler macht. Kein Wunder, was Fightmaster alles beherrscht: Schauspiel, Komödientheater, Writers’ Room.

Queere Präsenzen als Blitzlichter

Wer E. R. Fightmaster heißt, braucht eigentlich gar keine Pronomen. Oder nennt sich auf Instagram @genderless_gap_ad und schreibt „they/them/snack“ dazu. 


Als „Snacks der Repräsentation“ bezeichnet Fightmaster die Blitzlichter, die queere Präsenzen in der Öffentlichkeit für Kinder und junge Menschen sind, die keinen Zugang zu dem Wissen haben, das sie so dringend bräuchten.


Man muss erst mal darauf kommen, ein Wort wie „Snack“ zu benutzen, das von so einer wunderbaren Leichtigkeit getragen ist. Aus ihr spricht die Fähigkeit, in Lebensfreude einzutreten, statt in die defensiven Fallen zu tappen, die derzeit an jeder Ecke aus dem Boden sprießen.


Fightmaster spricht auf diese liebevolle Art, wie sie transmaskulinen Personen zu eigen ist, über Männlichkeit und ihr Potenzial, Respekt und Ruhe zu praktizieren, anstatt als Toxikum zu fungieren. Von Fightmaster kommen auch so herrliche Sätze wie „Trans*sein ist Euphorie“. Und eine Haltung, die eben nicht alles fein säuberlich in immer präzisere Identitäten aufteilen und trennen will.


Die hotteste Doktorfigur seit Christina Yang

Als sei sogar „ER“ ein Omen, brachte Fightmaster es 2021 fertig, in der Krankenhausserie „Grey’s Anatomy“ mit Dr. Kai Bartley die hotteste Doktorfigur seit Dr. Cristina Yang zu verkörpern. Wer nach 17 Staffeln dachte, dass da vielleicht langsam nichts mehr kommt, wurde doppelt belohnt. Ach ja, Shonda Rhimes und ihr Händchen für gutes Fernsehen.

Und selbst bei Rhimes muss man sagen, dass der Weg von unterirdischen Storylines zu trans* und inter* Menschen, die Anfang der 2000er dem Krankenhauspersonal lediglich als „Fälle“ begegnen, zu einer genderqueeren Prot­ago­nis­t:in ein weiter war. Der dann dafür aber dank Fightmaster umso lustvoller funktionierte. Wie sagte es Fightmaster, als es in einem Gespräch um die Figur von Dr. Bartley ging? „Repräsentation ist wichtig, aber umsichtige Repräsentation ist noch viel wichtiger.“


Dank der „jungen Ärzte“ war ich schon Fan, da wusste ich noch gar nichts von Fightmasters musikalischer Seite. „Violence“, der Titel der EP, ist kein Zufall. Fightmaster meint damit unter anderem, dass queeres Überleben und Selbstverteidigung einer Naturgewalt gleichkommt.

Letztes Jahr bekam Fightmaster den Visibility Award der Human Rights Campaign verliehen und sprach darüber, dass es eine permanente Praxis erfordert, Hass mit Würde zu begegnen. Ich behaupte, Fightmaster beherrscht diese Praxis schon sehr gut.

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Redakteurin für Kunst in Berlin im taz.Plan. Alle 14 Tage Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA. 2020 Promotion "Chrononauts in Chromotopia" zum Lusterleben in der abstrakten Malerei. Themen: zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.

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