Synagoge in Oldenburg: Mahnwache nach Brandanschlag

Unbekannte haben am Freitag einen Brandsatz gegen die Tür des Gotteshauses geworfen. Es blieb bei geringen Sachschäden. Innenministerin Faeser verurteilte die Tat.

Eine durch einen Brand geschwärzte Tür der Synagoge Oldenburg

Eine mögliche weitere Brandausbreitung konnte durch ein nicht näher beschriebenes „schnelles Einschreiten“ verhindert werden: die Eingangstür der Oldenburger Synagoge Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

OLDENBURG epd/afp | Auf die Synagoge in Oldenburg ist am Freitag ein Brandanschlag verübt worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser fand scharfe Worte für den Vorfall. Es handele es sich um einen „widerwärtigen“ und „menschenverachtenden Angriff auf Jüdinnen und Juden“, erklärte Faeser am Freitag im Onlinedienst X.

Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) teilte mit: „Auch wenn die Hintergründe der Tat noch unklar sind, sie macht mich sehr betroffen“, sagte sie: „Brandanschläge auf Synagogen sind für mich absolut verwerflich und unsäglich. Mein Mitgefühl gilt den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Oldenburg und darüber hinaus.“ Am Abend versammelten sich rund 300 Menschen zu einer Mahnwache vor der Synagoge, um ihre Solidarität zu demonstrieren.

Unbekannte hatten in den Mittagsstunden einen Brandsatz gegen eine Tür der Synagoge in der Leo-Trepp-Straße geworfen. Zahlreiche Einsatzkräfte suchten zunächst vergeblich nach Verdächtigen, teilte die Polizei in Oldenburg mit. Die Hintergründe seien noch unklar, ermittelt werde „in alle Richtungen“.

Laut Polizei fand in der Synagoge zu dem Zeitpunkt keine Veranstaltung statt. Durch die Flammen sei eine Tür in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine mögliche weitere Brandausbreitung wurde demnach durch ein nicht näher beschriebenes „schnelles Einschreiten“ verhindert, ein Einsatz der Feuerwehr war nicht erforderlich. Menschen seien nicht verletzt worden.

Nach Angaben des Oldenburger Polizeipräsidenten Andreas Sagehorn erhöhte die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge bis zur Klärung der Hintergründe.

Faeser sprach der jüdischen Gemeinde in Oldenburg ihre Solidarität aus und bedankte sich bei der niedersächsischen Polizei. „Der oder die Täter müssen ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden“, forderte sie.

Ministerin Behrens betonte: „Jüdinnen und Juden in Niedersachsen sollten keine Angst haben oder sich bedroht fühlen müssen.“ Die Sicherheitsbehörden würden alles dafür tun, den oder die Täter zu ermitteln. „Der Rechtsstaat wird hier klare Kante zeigen.“

Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Thomas Adomeit, zeigte sich „entsetzt über diese feige Tat“. „Dieser niederträchtige und menschenverachtende Anschlag zeigt leider erneut, dass wir das Übel des Antisemitismus in unserer Gesellschaft nicht überwunden haben“, sagte er. Im Gedanken sei er bei den jüdischen Geschwistern. „Wir stehen fest an ihrer Seite. Dass unsere jüdischen Schwestern und Brüder Sorge um ihr eigenes Leben haben müssen, ist nicht hinnehmbar.“

Oberbürgermeister Krogmann sagte: „Angriffe auf Synagogen sind Angriffe auf uns alle. Wir werden nicht hinnehmen, dass in unserer Stadt eine jüdische Einrichtung zum Ziel eines Anschlagversuchs geworden ist.“ Auch Polizeipräsident Sagehorn sprach von einer „feigen Tat“ auf die jüdische Gebetsstätte. Die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge würden unmittelbar erhöht.

Bei der Kundgebung am Abend vor der Synagoge erinnerte ein Sprecher des „Bündnisses gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg“ daran, dass der jüdische Friedhof der Stadt zahlreiche Male Ziel von antisemitisch motivierten neonazistischen Angriffen gewesen sei, zuletzt 2015. Im Jahr 2021 sei das Mahnmal für die ermordeten Juden antisemitisch beschmiert worden. Für diesen Sonntag um 13 Uhr kündigte der Sprecher eine weitere Kundgebung auf dem Oldenburger Julius-Mosen-Platz an.

Die Straße vor der Synagoge erinnert an den früheren Rabbiner Leo Trepp (1913-2010). Er war von 1936 bis 1938 Rabbiner in Oldenburg und erlebte dort 1938 die Novemberpogrome der Nationalsozialisten.

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