Album der südafrikanischen Sängerin Tyla: Reine Seide aus Südafrika

Sie ist die erfolgreichste Südafrikanerin in der Geschichte der US-Charts: die junge Sängerin Tyla. Ihr Album „Tyla“ bezeugt ihr Selbstvertrauen.

Tyla

Smooth wie reine Seide: Tylas Stimme Foto: Jeremy Soma

Nennen wir es Vorschusslorbeeren: Lange vor Veröffentlichung ihres namenlosen Debütalbums wurde die Sängerin Tyla aus Johannesburg im Februar mit einem Grammy in der Rubrik „Beste afrikanische Musikdarbietung“ ausgezeichnet. Weil diese Kategorie dieses Jahr neu eingeführt ist, kürte man die 22-Jährige zur ersten Preisträgerin überhaupt. Ihre Ehrung verdankt sie dem Smashhit „Water“.

Wer sich allein auf den Text konzentriert, denkt vielleicht: Och nö, nicht noch mehr R&B, der mit Zeilen wie „Make me sweat, make me hotter / Make me loose my breath / Make me water“ ganz explizit von Sex handelt. Doch insbesondere die Musik stemmt sich vehement gegen das Mittelmaß und das offensichtlich Laszive. Wenn Tyla R&B, Pop und Amapiano, den archetypischen süadafrikanischen House-Sound, fusioniert, kann man sich dem Sog dieses Ohrwurms einfach nicht entziehen.

Auch ihre Stimme klingt bemerkenswert, smooth wie reine Seide. Es fällt schwer, dem Gesang von Tyla zu widerstehen. Zumindest zahlreichen US-Amerikaner:innen war es unmöglich. Mit „Water“ stürmte die Newcomerin, geboren als Tyla Laura Seethal, 2023 auf Platz 7 der US-Billboard Top-100.

Damit stellte sie gleich mehrere Rekorde auf. Sie ist die jüngste und erfolgreichste Südafrikanerin in der Geschichte der US-Charts. Zuletzt hatte sich dort 1968 ein Landsmann von ihr getummelt: Hugh Masekala. Wohl nicht nur wegen ihrer Erfolgsbilanz fand selbst ein Justin Timberlake Gefallen an ihrer Musik. Der Popstar hat „Water“ bereits mehrfach bei Konzerten gecovert. US-Rapper Travis Scott ging sogar noch einen Schritt weiter, er hat Tylas Track geremixt. Mit seinem Sprechgesang bringt er den Kopf zum Nicken.

Tyla: „Tyla“ (Epic/Sony)

Eine Frage, die sich nun aufdrängt: Können die anderen Stücke von Tylas Album dieses Niveau halten? Aber ja! „Truth or Dare“, millionenfach gestreamt, besticht mit unaufgeregten Afrobeats. „You are a fan now and I’m not what I was“, bilanziert Tyla. Sie traut einem Mann, der sie schon einmal enttäuscht hat, nicht so richtig über den Weg. Seine angeblich neu entfachte Liebe zweifelt sie an. „No. 1“ präsentiert sich als Empowerment-Song mit Groove – die Sängerin, deren Vorfahren Zulu waren, die aber auch indisch-mauritische Wurzeln hat, will sich selbst an erster Stelle sehen. Ohne Kompromisse.

In „Jump“ reflektiert sie ihren Aufstieg

Wie viel Potenzial in Tyla steckt, beweist „Jump“. Nicht nur, weil der jamaikanische Dancehall-DJ und Rapper Skillibeng und US-Rapper Gunna musikalische Akzente setzen. In diesem Titel reflektiert Tyla ihren Aufstieg, beachtlich selbstbewusst erklärt sie: „I don’t touch no wheel cuz I got a chauffeur / First class how I go around the world“. Ein Chor verstärkt zeitweilig „Safer“. Die Ballade „Butterflies“ greift ein altbekanntes Thema auf: das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben.

So entfaltet sich Tylas Stimme in all ihren Facetten in den 14 Songs. Die Melodien, das fällt auf, sind bei ihr nie beliebig. Gewiss könnte Tyla inhaltlich tiefer schürfen, vielleicht fehlt es ihr dafür einfach noch an der nötigen Lebenserfahrung. Dennoch ist die südafrikanische Künstlerin eine ernsthafte Kandidatin für den Aufstieg in die R&B-Starliga. Irgendwo zwischen Ariana Grande und Rihanna wird sie ihren Platz finden.

Zunächst veröffentlichte Tyla (Cover-)Songs via Instagram, eben typisch Gen Z. Mit der Debütsingle „Getting late“ machte sie direkt eine Punktlandung, bekam einen Plattenvertrag bei einem Majorlabel. Chris Brown begleitete sie auf Tournee. Längst hat sie auch die Modewelt entdeckt, Tyla ist bei der Mailänder Fashion Week aufgetreten. Ob man das nun gut findet, Geschmackssache. Unumstritten ist dagegen: Man erliegt der Magie ihrer Songs ziemlich schnell.

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