Kolumne Unter Leuten: Freiheit hinter den Wolken

Der Amerikaner Mark Vanhoenacker will mit seinem autobiografischen Buch „Himmelhoch“ die Poesie des Fliegens einfangen. Ein Treffen.

Ein Flugzeug über der Sonne

Der Traum vom Fliegen Foto: Jochen Tack

Für viele Kinder und Jugendliche ist Flugpilot ein Traumjob. Männer und Frauen, die zu Einstiegsgehältern von knapp 80.000 Euro um die Welt jetten, aus dem Cockpit lässig auf die Erde herabblicken und nicht mal für ihr Hotelzimmer aufkommen – das klingt nach bezahltem Urlaub. Mehrere hundert Bewerber konkurrieren jedes Jahr um wenige Ausbildungsplätze.

Doch wie sieht sie denn tatsächlich aus, die Freiheit über den Wolken? Mal ehrlich, der Alltag eines Berufspiloten ist doch im Grunde kaum anders als der eines Busfahrers: Volltanken, Passagiere einladen, ein paar Knöpfe drücken und los geht’s. Der Busfahrer muss seine Maschine wenigstens lenken. Der Pilot hat selbst dafür eine Automatik. Klingt ziemlich öde.

Um mehr über den Beruf zu erfahren, treffe ich den schreibenden Langstreckenpiloten Mark Vanhoenacker. In „Himmelhoch“ will der US-Amerikaner in einer Mischung aus Sachbuch und Autobiografie die Poesie des Fliegens einfangen. Ich treffe ihn zum Interview in einem Hotel in Berlin-Mitte. Ein zurückhaltender, fast schüchterner Mann mit kurz geschorenen Haaren und akkurat gebügeltem Hemd. Vanhoenacker erzählt.

Schon immer hatte er nur einen Traum: zu fliegen. Nach seinem Studium wurde er zunächst Unternehmensberater. „Weil ich in dem Job viel reisen musste“, sagt Vanhoenacker. Später machte er seine Berufung zum Beruf, kündigte und wurde mit 29 Jahren Pilot bei einer großen britischen Fluggesellschaft.

„Wir Piloten lernen die Welt aus einer ganz anderen Perspektive kennen“, meint Vanhoenacker. Wenn er eine Strecke von London nach Singapur zurücklegt, glaubt er zu spüren, wie sich die Erde unter ihm dreht. Deshalb hat er angefangen zu schreiben: um die Menschen an seinem Traum teilhaben zu lassen. Und überhaupt haben die Berufe des Piloten und Autors einiges gemeinsam. „In beiden Fällen hast du einen Ort, den du erreichen möchtest, und brauchst nur die richtige Route dorthin.“

Mark Vanhoenacker

„Wenn du die Nordlichter jede Woche aus dem Cockpit siehst, vergisst du manchmal, wie außergewöhnlich dieses Naturspektakel ist.“

Vanhoenacker schwärmt von seinen Reisen in die Verbotenen Stadt im Zentrum von Peking. Davon, wie er sich in Tokio stundenlang verirrte. Er lobt die Kameradschaft unter der Crew, die seine Einsamkeit auf den Fernreisen mindert. Aber wie viel Fliegerromantik gibt es noch zwischen Checklisten, lauwarmen Fertiggerichten und prall gefüllten Kotztüten?

„Klar gibt’s auch die Routine“, sagt Vanhoenacker. „Wenn du die Nordlichter jede Woche aus dem Cockpit siehst, vergisst du manchmal, wie außergewöhnlich dieses Naturspektakel ist.“ Auch deshalb hat er das Buch geschrieben. „Es gab mir die Möglichkeit, mich daran zu erinnern, was für einen tollen Job ich habe.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Freier Journalist und Gründer von EINS.STUDIO.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.