wortwechsel
: Tesla, der Wasservampir – ist das E-Auto ein Irrweg?

„Wasser. Wald. Gerechtigkeit“. Unter diesem Motto demonstrierten mehr als tausend Menschen im brandenburgischen Grünheide gegen eine Erweiterung der Autofabrik Tesla

11. Mai, Grünheide: Demonstrationszug auf dem Weg zum Tesla-Werk. Am 16. Mai entscheidet die Gemeindevertretung über dessen mögliche Erweiterung   Foto: Foto:  Alina Schmidt/dpa

„Widerstand in Grünheide: Habeck kritisiert Tesla-Proteste. Der grüne Wirtschaftsminister hält die Proteste gegen die E-Auto-Fabrik für „falsch“. Kanzler Scholz hofft auf eine Verdopplung der Tesla-Produktion“, taz vom 14. 5. 24

In den Staub geworfen

So sieht Green Capitalism aus. Der ist nicht wirklich besser als der fossile Kapitalismus. Beide setzen auf Wachstum, ungeachtet der Begrenztheit von Ressourcen und der Belastbarkeit der Ökosysteme. Kein Wunder, dass Habeck und Scholz für Tesla sind. Uranus auf taz.de

Laut der Wochenzeitung Die Zeit zahlt Tesla in den USA 1,5 Millionen Euro Bußgeld in einem Vergleich. Tesla soll gefährliche Abfälle in seinen kalifornischen Autowerkstätten, Solarenergieanlagen und in einer Fabrik illegal entsorgt haben. 3,2 Millionen Euro zahlte Tesla kürzlich wegen Diskriminierung an einen farbigen Arbeiter. Insgesamt 6.000 kalifornische Tesla-Arbeiter könnten Tesla laut Time wegen Rassismus am Arbeitsplatz verklagen, befand ein Gericht.

Zudem befand ein Gericht gerade, dass Teslas Marketing für seinen Autopiloten gefährlich irreführend war. Ein Mann starb, als sein Tesla mit Autopiloten gegen einen Baum fuhr.

Dass sich Habeck angesichts dieser jüngsten gerichtlichen „Kleinigkeiten“ für Tesla vor Demonstranten in den Staub wirft, befremdet. Tesla hat sein Image als Umwelt- und Weltretter längst schon zerstört. Lindenberg auf taz.de

Nachteile kleingeredet?

„Über die Proteste gegen Tesla: Mehr Vorteile als Nachteile“, taz vom 10. 5. 24

Dieser Kommentar benennt leider nicht alle wesentlichen Nachteile. Die Zahl der Arbeitsunfälle soll im Werk vergleichsweise hoch sein und Elon Musk gehört zu den hartgesottenen Tarifvertrag-Verweigerern. Die bloße Elektrifizierung überdimensionierter Pkw bringt uns nicht entscheidend weiter. Die Autos werden immer größer und nun sollen entsprechend auch die Parkplätze und Parkhäuser größer werden – als ob uns diese Panzer in der Stadt nicht schon genug Platz wegnehmen würden! Und was macht man mit den Straßen, die zu schmal sind? Die Gehsteige entfernen? Kleinere Fahrzeuge mit kleineren Batterien bräuchten auch weniger Lithium, dessen Gewinnung nicht nur auf Kosten der Natur, sondern auch der Gesundheit der Anwohner geht. Das Werk in Grünheide existiert und wird auch bleiben. Es sollte aber nicht weiter ausufern. Lieber würde ich Produktions­standorte für den kleinen Nanocar Silence S04 aus Spanien bei uns sehen, vorgestellt in der wochentaz vom 4. Mai. Das wäre nun wirklich förderungswürdig.

Eduard Belotti, Augsburg

Keine Mobilitätswende

Der Ausbau einer Autofabrik ist keine Mobilitätswende! In einer klima- und flächengerechten Welt werden wesentlich weniger Autos unterwegs sein müssen. Die verbleibenden E-Autos und deren Batterien müssen außerdem so klein, leicht und energieeffizient wie möglich sein, um den Energie- und Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Sie sollten möglichst wenig individuell, sondern etwa in Form von Car-Sharing gemeinsam genutzt werden können. Gefährlich sind nicht Proteste für eine klimagerechte Mobilitätswende, sondern die eskalierende Klimakrise, eine auto- und wachstumsfixierte Politik und das Propagieren von Scheinlösungen. Julian Smaluhn

Elektroautos sind natürlich nicht die Lösung aller Probleme. Aber sie brauchen nur ein Drittel der Energie, machen weniger Lärm, haben weniger Schadstoff­emissionen und bei Betrieb mit grünem Strom sind sie im Betrieb fast CO2-frei. Selbst das kleinste Tesla-Modell ist ein SUV – verbraucht aber trotzdem nicht mal ein Drittel der Energie eines Kleinwagens mit Verbrennermotor.

Zudem bekommt die Lithium-Batterie jetzt ernsthafte Konkurrenz durch eine preiswerte Schwester: Die Billigbatterie mit Natrium wird in diesem Jahr erstmalig in chinesischen Kleinwagen verbaut und wohl auch bald ausgeliefert. Der Nachteil einer Natrium-Batterie ist das vergleichsweise hohe Gewicht. Vorteile sind die viel geringeren Kosten und die gute Leistung bei Kälte. Selbst bei Temperaturen von Minus 20 Grad Celsius können mehr als 90 Prozent der Batteriekapazität genutzt werden. Der Hauptrohstoff für die Batterie – Natrium – ist unbegrenzt überall auf der Welt vorhanden. Franz Kahle

„Ist Tesla schlecht fürs Klima? Auch unter den Neuen ist ein SUV“,

taz vom 18. 3. 24

Der derzeit kleinste Tesla ist das Model 3. Der ist nicht höher als ein VW Polo und nicht länger als ein VW Passat, welche meines Wissens definitiv keine SUVs sind. Lediglich das Gewicht ist beim Tesla Model 3 höher als beim Passat. Das zentrale Bauteil bei E-Autos ist der Akku und dieser macht auch ein Großteil des Gewichtes aus. Ich vermute, dass mehr Leute an Verbrennern festhalten würden, wenn es keine E-Autos mit großen Akkus und somit hoher Reichweite und Ladegeschwindigkeit gäbe.

Eine Hoffnung sind hier Autos, welche LFP (Eisenphosphat) anstatt NMC (Nickel-Mangan-Kobalt) einsetzen. LFP kann auch deutlich umweltschonender als NMC gewonnen werden. Tesla verbaut schon seit Jahren LFP-Akkus im Model 3 und Y, ist hier eher Vorreiter als Umweltsünder-Schlusslicht. Wirklich relevant ist das Gewicht eines Autos beim Beschleunigen und Bremsen. Hier spielen E-Autos jedoch einen ihrer Haupt-Effizienz-Vorteile aus, die Rekuperation. Dies bedeutet: Die für das Gewicht notwendige Bewegungsenergie wird dabei während des Bremsens wieder zurück in den Akku geladen. Bei Verbrennern geht die Bremsenergie hingegen einfach verloren.

Ich habe durchaus Kritikpunkte, aber Tesla-E-Autos sind in der Preisklasse ein Vorbild in Sachen Energieeffizienz. Mit der konsequenten aerodynamischen Form ist Tesla hier deutlich vorbildhafter als andere Autohersteller. Die Proteste gegen das Tesla-Werk würde ich viel lieber an Standorten anderer Automarken sehen. Insbesondere dort, wo weiterhin fröhlich Verbrenner-SUVs mit über 1,65 m Höhe hergestellt werden. Moritz Duge