Demonstration gegen „Amazon-Tower“: Turmbau zu Amazon

Amazon plant den Einzug in die neue Konzernzentrale in Friedrichshain. Dagegen demonstrieren Geg­ne­r*in­nen am Black Friday.

Demonstrant*innen, die gegen Amazon auf die Straße gehen

De­mons­tran­t*in­nen fordern die Zerschlagung des Tech-Giganten Foto: Sebastian Willnow/dpa

BERLIN taz | Sie wollten einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht. Gott bestrafte die Menschen für ihre Selbsterhebung. So ähnlich könnte man das mit dem Amazon-Konzern sehen. Der Tech-Gigant will ein Imperium errichten, das bis in den Himmel reicht. Dazu erhebt er sich über Gesetze und moralische Standards. Umwelt schonen? Nicht nötig. Steuern zahlen? Müssen wir nicht. Arbeitsrecht? Kennen wir nicht. Die Liste der unethischen Geschäftspraktiken des Internetkonzerns ist endlos.

Für seine Selbsterhebung wurde Amazon am diesjährigen Black Friday weltweit bestraft. Im Rahmen der “Make Amazon Pay“-Kampagne traten in über 30 Ländern Amazon-Beschäftigte und Ak­ti­vis­t*in­nen in den Streik. Es sind so viele, wie noch nie zuvor. „Zahlen“ – also zur Verantwortung gezogen werden – soll der Konzern für seine unmenschlichen Arbeitsbedingungen, schamlosen Steuervermeidungspraktiken und dem auf Überkonsum und gigantischen CO2-Emissionen basierenden Geschäftsmodell.

Auch in Berlin-Friedrichshain gingen am Freitagnachmittag hunderte Menschen auf die Straße, um unter dem Motto „Amazon ist kein guter Nachbar“ gegen den „fiesen Tech-Konzern“ zu demonstrieren. Vor dem leblos wirkenden Klotz an der Warschauer Brücke protestierten sie gegen die hier geplante Eröffnung Amazons Konzernzentrale im nächsten Jahr. „Ein Konzern, der Mit­ar­bei­te­r*in­nen drangsaliert, Milliarden verdient, aber keine Steuern zahlt und für digitale Überwachung steht, hat hier nichts zu suchen“, empört sich ein Mitglied der Initiative „Berlin vs Amazon“, die zu der Kundgebung aufgerufen hat.

Durch den Einzug Amazons in „Jeff’s Tower der Schande“ drohe dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg weitere Aufwertung und Verdrängung, befürchtet Berlin vs Amazon. Sie fordern daher den Stopp des „Ausverkaufs der Stadt“ und der Gentrifizierung. Als „Gipfel des Raubtierkapitalismus“ habe Amazon in ihrem Kiez nichts zu suchen.

Forderung nach mehr Verantwortung

Das Bündnis von Ak­ti­vis­t*in­nen setzt sich nicht nur gegen den geplanten „Amazon-Tower“ ein. Sie machen sich auch für bessere Arbeitsbedingungen stark, denn die Ar­bei­te­r*in­nen seien diejenigen, die den „Konsumterror“ ausbaden müssten. „90 Prozent der Ar­bei­te­r*in­nen bei Amazon haben Migrationshintergrund“, sagt Boris Bojilov, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. „Oftmals ist ihre Aufenthaltserlaubnis an den Arbeitsplatz gebunden. In dieser vulnerablen Situation treten sie keiner Gewerkschaft bei und Amazon kann sie ausbeuten und drangsalieren.“

Zudem seien viele der Fah­re­r*in­nen bislang bei Subunternehmen angestellt, bei denen in der Regel keine Tarifverträge gelten und die Beschäftigten weniger Lohn erhalten. Daher fordert Bojilov, dass die Politik endlich Gesetze in die Wege leitet, damit die Fah­re­r*in­nen in die Festanstellung kommen könnten. „Dann können wir aufmucken!“

Um der Ausbeutung der Arbeiter*innen, des Planeten und der Kommunen ein Ende zu setzen, hat Berlin vs Amazon Grundsätze formuliert, nach denen Amazon handeln muss, wenn es Verantwortung übernehmen will. Unter anderem fordern sie die Stärkung der Arbeiter*innenrechte, höhere Umweltstandards, den Schutz des Kiezes und ein Ende der Überwachung. Sie fordern zudem eine Konzern-Besteuerung, die kartellrechtliche Zerschlagung Amazons Monopolmacht sowie die Einleitung der Vergesellschaftung. „Ansonsten kann Amazon nicht erwarten in Berlin willkommen geheißen zu werden“, so die Aktivist*innen.

Diese Erwartung sollte sich Amazon jedoch in jedem Fall abschreiben. Eine Demonstrantin drückt ihren Wunsch aus, „dass der Tower aussieht, wie das Axel Springer Gebäude nach dem RAF-Anschlag '72.“ Ein anderer versichert ihr, dass Gott das richten werde.

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