Deutscher Wetterdienst zur Klimakrise: 2023 in Deutschland heißestes Jahr

Wie überall war es hierzulande zu warm, im Sommer starben Tausende durch Hitze. Immerhin gab es gutes Wetter für Wind- und Sonnenstrom.

Ein Mann erfrischt sich an einem Badesee unter einer kalten Dusche.

Deutschland in der Klimakrise: 2023 war viel zu heiß Foto: Thomas Warnack/dpa

BERLIN taz | Deutschland hat 2023 sein heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Dies teilte der Deutsche Wetterdienst am Dienstag in Berlin mit. Schon die vorläufigen Daten zu Ende des Jahres hatten den Negativrekord nahegelegt. Jetzt sind auch noch die Messungen der letzten Wetterstation ausgewertet – und widerlegen den Extremwert nicht.

„Das ist bemerkenswert, weil der Sommer 2023 im Gegensatz zum Sommer 2022 nicht durch besonders viele Hitzewellen auffiel“, sagte Andreas Becker, der die Klimaüberwachung des Wetterdienstes leitet. „Der Rekord wird vor allem durch einen extrem milden Winter und einen überdurchschnittlich warmen Herbst mit einem Rekord-September getragen.“

Auch global war das vergangene Jahr ein Extremjahr. Die globalen Temperaturen erreichten im Schnitt schon fast die gefürchtete Marke von 1,5 Grad Erderhitzung im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten. Genau waren es 1,45 Grad, wie die Weltwetterorganisation kürzlich meldete.

Hierzulande liegen die Werte wie generell an Land sogar über dem globalen Schnitt, der durch die Ozeane gedrückt wird. Deutschland hat sich laut Wetterdienst durch die Klimakrise um 1,8 Grad erwärmt. Das entspricht dem linearen Trend der durchschnittlichen Jahrestemperatur seit 1881.

Viel Wind, Sonne und Regen

Manche Fach­kol­le­g*in­nen aus der Wissenschaft kritisieren diese Sichtweise allerdings. Sie argumentieren: Die Temperaturkurve lässt sich nicht gut linear beschreiben, denn schon seit Mitte der achtziger Jahre liegen die Werte fast durchweg über der linearen Trendlinie, anstatt sich zufällig darum herum zu verteilen. Nimmt man den Temperaturdurchschnitt des vergangenen Jahrzehnts, liegt dieser sogar um 2,2 Grad über dem Niveau zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Diagnose nicht besonders vieler Hitzewellen ist bei diesem Level an genereller Erhitzung relativ: Im Sommer 2023 sind in Deutschland immer noch Tausende an den Folgen der Hitze gestorben, laut Robert-Koch-Institut 3.200 Menschen. Im Vorjahr waren es sogar noch mehr gewesen, nämlich 4.500.

Für die Herstellung von klimafreundlichem Strom war die Wetterlage im vergangenen Jahr günstig: 2023 war das windigste Jahr seit 2007 und das sechstsonnigste überhaupt. Und tatsächlich war die erneuerbare Stromproduktion im vergangenen Jahr erfolgreich. 56 Prozent der deutschen Stromeinspeisung kam aus regenerativen Energien, 2022 waren es noch 46,3 Prozent gewesen.

Treibhausgase als Hauptursache

Beim Niederschlag fiel 2023 ganz anders aus als die Vorjahre, von denen viele extrem trocken waren – es war sogar das nasseste Jahr seit 2007. Die ewige Dürre schlug so teilweise um: Gebietsweise waren die Böden schon so gesättigt, dass weiterer Regen Ende des vergangenen Jahres besonders im nördlichen Teil Deutschlands sogar zu extremen Hochwassern führte.

Die Behörde warnte: Hauptursache für die Klimakrise mit ihren verschiedentlichen Extremwetterlagen seien die Treibhausgase. „Der Klimawandel geht immer noch ungebremst weiter“, betonte Becker. „Wir sollten daher sowohl den Klimaschutz beharrlich ausbauen als auch durch Prävention und Klimaanpassung uns befähigen, Schäden durch potenziell immer stärkere Wetterextreme abzumildern.“

In Deutschland sind die Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr deutlich gesunken, um etwas mehr als 10 Prozent. Allerdings lag das teilweise an der Wirtschaftsflaute. Beispielsweise wurde viel weniger Aluminium produziert als üblich, wodurch auch weniger Industrieemissionen anfielen. Außerdem wurde eher wenig geheizt. Schließlich war es ja ziemlich warm.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.