Niederlage Puigdemonts in Katalonien: Das Momentum ist vorbei

Die katalanischen Separatisten haben keine Mehrheit mehr. In der spanischen Region wählte man lieber pragmatisch.

Ein Mann klatscht in die Hände und lacht.

Nach der Wahl: Pedro Sánchez, Regierungschef von Spanien und Generalsekretär der PSOE Foto: Diego Radamés/europa press/dpa

Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung hat deutlich an Zuspruch verloren. Das zeigt das Wahlergebnis vom Sonntag. Erstmals seit den 1980er Jahren gibt es keine Parlamentsmehrheit für die nationalistischen katalanischen Parteien. Stimmenwechsel hin zu den auch in Madrid regierenden Sozialisten und vor allem diejenigen, die zu Hause blieben, sind dafür verantwortlich.

Die Unabhängigkeitsbewegung lebte von einer Welle der Begeisterung und vom Wunsch, ein besseres Katalonien zu schaffen. Nichts davon ist geblieben. Nach dem Referendum 2017, der Unabhängigkeitserklärung, die nur symbolisch blieb, zerstritten sich die Befürworter der Unabhängigkeit. Eine Koalition der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) und Junts, der Formation des im Exil lebenden Carles Puig­demont, zerbrach.

Eine Minderheitsregierung wurschtelte sich durch; ERC-Regierungschef Pere Aragonès konnte nicht einmal einen Haushalt aushandeln – Junts versagte ihm die Unterstützung. Neuwahlen sollten deshalb zum Befreiungsschlag werden – aber das ging nun gehörig schief. Die ERC verlor 13 der 33 Abgeordneten. Dass Puigdemont 3 Sitze dazugewinnen konnte, wiegt das nicht auf.

Die Zeiten haben sich geändert. Anders als noch während des Referendums hat Madrid ein freundliches Gesicht. Der dort regierende Pedro Sánchez spricht nicht wie sein konservativer Vorgänger Mariano Rajoy von Konfrontation und Repression, sondern von Aussöhnung – und er setzt diese mit Begnadigung und Amnestie um.

Ein wichtiger Teil derjenigen, die den Weg an die Urnen fanden, erkannten diese Bemühungen an und straften zugleich die Unabhängigkeitsbewegung für ihre Zerstrittenheit und fehlende Realpolitik ab. Die Menschen wollen – nur zu verständlich – Lösungen für ihre Probleme. Darauf hofften sie, als sie sich von Spanien unter der konservativen Partido Popular, die das Land totsparte, lossagen wollten. Und darauf hoffen sie auch jetzt, wo sie die Sozialisten zur stärksten Kraft machten. Kurz: Sie wählten Pragmatismus statt Zukunftsträume.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.