Rechtsextreme Attacke auf SPD-Politiker: Sehr jung und extrem rechts

Ein 17-Jähriger, der den SPD-Politiker Ecke attackiert haben soll, gehört wohl zur rechtsextremen „Elblandrevolte“. Solche Gruppen sprechen Teenager an.

Menschenversammlung bei einer Kundgebung der AfD.

Am 1. Mai versammeln sich in Dresden hunderte Menschen zu Kundgebungen und Versammlungen. Auch die AfD ist vor Ort Foto: Benedict Bartsch/imago

BERLIN taz | Die Attacke auf den SPD-Politiker Matthias Ecke in Dresden scheint Folge jüngster Entwicklungen im rechtsextremen Bereich zu sein. Offenbar gibt es eine wachsende Zahl von Gruppierungen, die durch Teenager geprägt sind. Und zu einer dieser Gruppen gehört einer der vier mutmaßlichen Täter, die am 3. Mai in Dresden den Spitzenkandidaten der sächsischen SPD für die Europawahl schwer verletzt haben. Er soll laut mehreren Medienberichten Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung namens „Elblandrevolte“ sein. Es handelt sich dabei um den 17-Jährigen, der sich am Sonntag der Polizei gestellt hatte.

Die „Elblandrevolte“ ist offenbar noch recht neu. Seit Februar gibt es ein Profil bei Instagram, auf dem sich die Gruppe als „Jugend von hier“ oder „Jugend ohne Migrationshintergrund“ präsentiert. Sie versucht laut Selbstdarstellung, junge Menschen mit Wanderungen und Dart-Abenden für sich zu gewinnen.

Das Profil der „Elblandrevolte“ ist mit zahlreichen anderen rechtsextremen Gruppierungen vernetzt. Und nach Informationen der taz gehört der tatverdächtige 17-Jährige zu den gut 700 Followern.

Auf einem Bild von Mitte April posiert die Gruppe vor dem Bahnhof in Bautzen. Dabei zeigt sie auf einem Transparent auch die Internetadresse der „Jungen Nationalisten“, der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD, die sich mittlerweile in „Die Heimat“ umbenannt hat.

Besuch beim AfD-Wahlkampf

Die Gruppe soll damals zu einer rechtsextremen Montagsdemo in Bautzen gereist sein. Laut der Webseite addn.me („Alternative Dresden News“) hatte sie auf der Hin- und Rückfahrt andere Bahnreisende attackiert und bedroht. Nach Recherchen der Dresdener Antifa war der 17-Jährige bei dieser Fahrt genauso dabei wie bei einer Demonstration der rechtsextremen Freien Sachsen am 1. Mai in Dresden. An diesem Tag sei die Gruppe später weitergezogen zu einer Veranstaltung der AfD, berichtet auch der MDR. Dort waren unter anderem der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla und der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, aufgetreten.

Nach Einschätzungen des Kulturbüros Sachsen, das seit vielen Jahren lokale Initiativen berät, um rechtsextremen Strukturen etwas entgegenzusetzen, besteht der harte Kern der Elblandrevolte nur aus circa zehn Personen. Sie sei „eine von vielen rechtsextremen Gruppierungen in Sachsen, bei denen sehr junge Menschen eine tragende Rolle spielen.“ Die Aktivitäten gerade solcher Gruppen haben laut dem Kulturbüro in den letzten Monaten deutlich zugenommen.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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