Verbesserungsvorschläge für den ARD: Zu viele Leichen in den Feiertagen

Bei den öffentlich-rechtlichen Reformen startet die ARD durch: 90 Prozent geschafft. Aber was eigentlich?

Portrait von kai Gniffke

Foto: Christoph Hardt/Panama Pictures/imago

Die ARD hat so ihre Schwierigkeiten im Umgang mit zentralen Institutionen. Da kann der Zukunftsrat betonen, dass zu viel Zeit und Personal mit Abstimmungsgedöns verschlissen werden. Zentrale bedeutet Macht, und das kommt den neun höchst selbstbewussten Landesrundfunkanstalten gar nicht in die ARD-Tüte. Weshalb die Vorschläge für eine neue ARD-Zentrale in genau die Leere laufen dürften, in der schon andere zentrale ARD-Instanzen vor sich hin schweben.

Denn auch der ARD-Vorsitz hat eigentlich nicht so schrecklich viel zu sagen. Was nur vermeintlich ein Widerspruch zu den vielen Interviews ist, in denen der aktuelle ARD-Vorsitzende Kai Gniffke auch nicht so schrecklich viel sagt. Sondern die Schokoladenseite der ARD strapaziert, als sei schon wieder Weihnachten oder ein anderer christlicher Feiertag.

90 Prozent der begonnenen Reformen sind geschafft, der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist so wichtig wie nie, die Akzeptanz sehr hoch. Im FAZ-Interview flunkert Gniffke dann noch so taktisch wie tapfer, dass ihn die Frage, was denn nach der KEF-Empfehlung zum Rundfunkbeitrag am Freitag nächster Woche geschehe, derzeit gar nicht beschäftigt. (Zur Erklärung: Die KEF wird eine kleine Erhöhung empfehlen, gut ’ne Handvoll Länder schließt das kategorisch aus, und bei dem ganzen Krimi geht es darum, ob die Anstalten wieder vors Bundesverfassungsgericht ziehen.)

„Auf einer Linie mit Zukunftsrat“

Dann sagt Gniffke noch zwei Sätze, von denen er zumindest einen besser weggelassen hätte. „Wir liegen zu 100 Prozent auf der Linie des Zukunftsrats“, was nicht stimmt, siehe ARD-Zentrale. Und dann das: „Ich befinde mich komplett auf einer Linie mit Rainer Robra, dass wir kapiert haben, wohin der Weg gehen muss“, sagt Gniffke. Der Satz ist schon deshalb schräg, weil Sachsen-Anhalts Medienstaatsminister selbst keine Ahnung hat, wo es langgeht. Der CDU-Mann Robra weiß immer nur haargenau, was er nicht will – vor allem keine steigenden Rundfunkbeiträge.

Also schauen wir schnell bei ’ner anderen zentralen ARD-Einheit vorbei, ob die ’ne Idee hat. Sie heißt ARD-Programmbeirat und ist vor allem fürs Erste zuständig. Während der Programmbeirat früher eher geriatrischen Charme mit Durchschnittsalter 70plus atmete, ist heute sogar eineR der neun Rä­t*in­nen unter 50, also 48!

Und womit beschäftigt sich der Programmbeirat? „Wir haben empfohlen, dass auch Krimis vor allem auf die christlichen Feiertage abgestimmt sein sollten“, hat seine neue Vorsitzende, die SPD-Landtagsabgeordnete Gabriele Hammelrath aus NRW, im Interview mit medienpolitik.net gesagt. Ihnen sei aufgefallen, dass „dort zu viele Leichen das Bild bestimmen“. Was da die Mitbewohnerin wohl sagen würde. Wie gut, dass im ARD-Reformkrimi garantiert keine Morde zu erwarten sind. Nicht mal aus Sachsen-Anhalt zur KEF-Berichtszeit. Sondern höchstens vor Langeweile in nicht endenden Abstimmungsmeetings gestorben wird.

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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