US-Allianz „Wächter des Wohlstands“: Mehr Katz und Maus geht nicht

Eine Miliz aus einem der ärmsten Länder der Welt schafft es, die reichsten Staaten vor sich herzutreiben. Minimaler Einsatz, größtmöglicher Erfolg.

Ein Hubschrauber im Anflug auf ein Frachtschiff

Die Huthi Rebellen verbreiten am 20. November Aufnahmen, die ihren Angriff auf ein Frachtschiff im Roten Meer dokumentieren sollen Foto: Houthi Military Media/reuters

Es ist mal wieder so weit: Die USA schmieden eine militärische Koalition, diesmal gegen einen nicht allzu potenten militärischen Opponenten. Der Gegner: die schiitischen Huthi-Rebellen, auch vom Iran unterstützt, die Teile des Jemen beherrschen. Der Grund: die strategische Meeresenge Bab al-Mandab zwischen dem Jemen und dem Horn von Afrika, die in ihrer Schusslinie liegt.

Die Huthis haben in den letzten Tagen vermehrt Fracht- und Containerschiffe auf dieser für den Welthandel so wichtigen Route beschossen. Und sie wollen so lange weitermachen, wie der Krieg im Gazastreifen andauert.

Der Schaden beim Beschuss der Schiffe war gering, aber der Effekt groß. Vier der größten Containerschiff-Reedereien und die Ölfirma BP haben beschlossen, ihre Schiffe vorläufig nicht mehr auf der Route fahren zu lassen. Die Versicherungspolicen sind zu teuer geworden.

US-Kriegsschiffe hatten in den letzten Tagen viele der Huthi-Drohnen abgeschossen. Nun stellen die USA eine Koalition zusammen für eine Operation, die für die Sicherheit der Schiffe im Roten Meer sorgen soll. Unter dem wohlklingenden Namen „Wächter des Wohlstands“ soll der Miliz aus einem der ärmsten Länder der Welt etwas entgegengesetzt werden. Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Spanien, Bahrain und die Seychellen wollen sich beteiligen. Deutschland prüft noch.

Die Huthis sind wahre Spezialisten darin, mit minimalen militärischen Mitteln maximalen Effekt zu erzielen. Vor vier Jahren hatten sie ebenfalls mit Drohnen ein paar strategisch wichtige Ölanlagen in Saudi-Arabien angegriffen. Saudi-Arabien, das zehn Prozent des weltweit vermarkteten Öls produziert, musste damals seine Produktion wochenlang auf die Hälfte zurückschrauben – mit den entsprechenden Folgen auf dem Ölmarkt.

Jetzt tragen Huthis erneut mit äußerst geringem Aufwand den Gaza-Krieg ins Rote Meer und damit ins Herz des Welthandels. Dabei binden sie dort auch noch die Kräfte einer teuren internationalen Armada. Mehr Katz und Maus geht nicht.

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Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über die Revolutionen in Tunesien und Ägypten, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildung: Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)

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